Hallo. Mein Name ist Rhonda, meine Pronomen sind sie/ihr oder auch per/pers, kurz von Person, und ich bin im Vorstand von Venib – dem Verein Nicht Binär. Wir setzen uns für die Rechte und Sichtbarkeit von Personen ein, für die der oft benutzte trans hetzende Spruch „es gibt nur zwei Geschlechter!!“ nicht passt.
Ihr habt sicher von Magnus Hirschfeld gehört. Seine Forschungen zum Thema sexuelle und geschlechtliche Vielfalt vor über hundert Jahren waren den Nazis ein Dorn im Auge.
80 Jahre feiern wir heuer die Befreiung von den Nazis. Jene Kräften die am 6. Mai 1933 gewaltsam in das Institut von Hirschfeld eingedrungen sind und vier Tage später seine Unterlagen bei der großen Bücherverbrennung vernichtet haben.
Was weniger bekannt ist, dass es natürlich einen regen Austausch im wissenschaftlichen Bereich gab, und seine Forschung unter anderem in Amerika aufmerksam verfolgt wurde. In den USA wurden zu der Zeit alle queeren Personen noch in einen Topf geworfen, aber Hirschfeld hatte bereits zwischen „Transvestit“, „Transsexuell“ und „Intersexuell“ unterschieden.
Eine Person stach in den USA dabei heraus: Harry Benjamin, der die erste Gender Identity Clinic im John Hopkins Spital in Nordamerika mit unterstützt hat. Er wird als zentrale Figur für die Richtlinien zur medizinischen Gesundheitsversorgung von trans Personen angesehen.
Jedoch hat das John Hopkins Spital zu vielen negativen Dingen beigetragen: So wurde dort das Narrativ von zwei Geschlechtern auf die Spitze getrieben, indem gezielt Experimente an intergeschlechtlichen und trans Kindern durchgeführt wurden, um aufrecht zu erhalten, dass das „biologische“ Geschlecht unveränderlich sei. Egal ob dein Körper oder deine Identität in diese beiden Kategorien passt oder nicht: deine Geschlechtsidentität und auch dein Geschlechtsausdruck hat binär zu sein. Das erlaubte es zwar binären trans Personen einen „Wechsel“ durchzuführen, hinterlies aber alle Personen außerhalb dieses Wunsches ohne Möglichkeit auf Unterstützung.
Harry Benjamin hat auch die Geschichte von Christine Jorgensen in den 1950ern dazu instrumentiert um das Narrativ vom „im falschen Körper geboren“ durchzudrücken, um implizit auch Geschlechterrollen in die Definition von trans-sein einzupflegen.
1966 wurde dann die erwähnte erste Gender Identity Clinic gegründet, die zahlreiche Richtlinien für eine Transition festschrieb, die sich vielerorts bis heute noch halten. Seit wann ist bei uns der 12 monatige „Alltagstest“ nicht mehr Pflicht um Zugang zur medizinischen Unterstützung zu bekommen? In Deutschland kürzer als bei uns, aber bei uns ist das auch noch nicht so ewig lang her. Und die medizinische Unterstützung von nicht-binären Personen ist nach wie vor häufig nicht gegeben. Wir müssen ständig einen binären Wunsch vorspielen, um Zugang dazu zu erhalten. Das Verbot von medizinisch nicht-notwendigen Operationen an intergeschlechtlichen Kindern steht zwar zumindest im Koalitionspapier, aber die Geschichte hat gezeigt, dass sich oft nicht alles ausgeht, was sich vorgenommen wird.
Wir müssen lästig bleiben. Und wir müssen solidarisch bleiben. Die Geschichte hat gezeigt, dass uns nichts geschenkt wird. Und dass unsere Kämpfe immer schon verbunden waren.
Be careful with each other so we can be dangerous together.