Rede zum IDAHOBIT 2023

Hallo. Ich bin Rhonda, Pronomen sie/ihr, und ich bin im Vorstand von Venib – dem Verein Nicht Binär, der sich für die Rechte von nicht-binären Personen einsetzt, sowie im Vorstand der EL*C, der Eurocentralasian Lesbian* Community, einer intersektionalen Lesben* Organisation.

Da vor allem die EL*C eine internationale Ausrichtung hat, ist es mir wichtig, die Geschehnisse nicht nur hier in Österreich zu beobachten, sondern auch über unsere Landesgrenzen hinweg. Und es ist erschreckend, wie massiv sich global rechts-konservative Kreise verknüpft haben und austauschen. Wie massiv hier eine faschistische Ideologie betrieben wird, deren Ziel es ist, queeres Leben zu verunmöglichen, und sogar auszulöschen.

Auf der CPAC – der Conservative Political Action Conference – treffen und vernetzen sich jährlich rechtsnationale, rechtsradikale und rechtskonservative Personen. Dort sagte der rechtsgerichtete Kommentator Michael Knowles in seiner Rede heuer: „Transgenderism Must be Eradicated“. Trans zu sein muss ausgelöscht werden. Und ja, wir sind auf dem Besten Weg dorthin.

Vielleicht habt ihr schon von den 10 Stages of Genocide – den 10 Stufen des Genozids – gehört:

  1. Classification – eine Einteilung in „wir und die da“. Check.
  2. Symbolization – eine Verpflichtung sich zu outen. Auch das wird regelmäßig eingefordert, aber „we always can tell“. Check.
  3. Discrimination – eine systematische Diskriminierung von trans Personen ist klar ersichtlich. Check.
  4. Dehumanization – wie häufig bekommen trans Personen den Vorwurf sich zu verstümmeln, oder wird es pathologisiert? Check.
  5. Organization – die Gründung von Gruppierungen einzig und allein zum Zweck um Hass und Hetze gegen trans Personen zu schüren? LGB Alliance anyone? In Amerika ist dies die ADF – Alliance Defending Freedom, die ganz zentral hinter dem Pushen der faschistischen Gesetze steht. Die euphemisch bezeichnete „Gender Critical“ Bewegung ist eine faschistische, mit genozidialem Charakter. Nachzulesen beim Lemkin Institut zur Verhinderung von Genoziden. Auch die euphemistisch betitelten „Let Women Speak“ Veranstaltungen haben einzig und allein zum Ziel, Hass und Hetze gegen trans Personen zu schüren. Und auch hier in Österreich hat sich heuer eine Organisation gegründet, deren Website keinen anderen Schluss zulässt. Check.
  6. Polarization – muss ich darauf näher eingehen? Selbst renomierte Medien machen hier munter mit und titeln „trans Personen vs. Feministinnen“, übernehmen die Hetze und bewusste nicht-belegte Falschaussagen ohne sie nachzuprüfen. Check!
  7. Preparation – in Amerika wurden allein heuer weit über 400 Gesetzesentwürfe eingebracht, und ein nicht geringer Teil davon auch umgesetzt. Personen können verklagt werden, wenn sie trans Personen unterstützen. Kleidung muss dem bei der Geburt niedergeschriebenem Geschlecht entsprechen. Aufklärung wird kriminalisiert. Check!
  8. Persecution – auch unabhängig von den ganzen Vorbereitungen müssen wir Jahr für Jahr am Trans Day of Remembrance im November den ermordeten und in den Tod getriebenen trans Personen gedenken. Auch wenn dies den Punkt nicht direkt erfüllt, sind wir schon lang auf einer kritischen Stufe angekommen.

Wenn wir zum 16. April und der versuchten Mobilmachung rund um die Drag Queen Lesung in der Türkis Rosa Lila Villa zurück blicken, müssen wir feststellen, dass hier zusätzlich versucht wird, Drag Queens mit trans Frauen zu vermischen. Und zwar bewusst, um die öffentliche Wahrnehmung von trans Frauen als Frauen zu schmälern, um das Bild vom „Mann im Kleid“ nicht nur bei den Drag Queens zu belassen, sondern ganz gezielt auch gegen trans Frauen verwenden zu können. Das zeigt sich auch ganz klar in einigen der Aussendungen und Interviews von Dominik Nepp. Jener FPÖ-Politiker, der die rechtsradikale Mobilmachung bei der Villa mit angestoßen hat. Jener FPÖ-Politiker, der sich ebenfalls auf der CPAC in Amerika mit rechtsextremen Kräften vernetzt und ausgetauscht hat.

Und ja. Diese Vermischung von Drag und trans schmerzt. Sie ist massiv verletzend für trans Frauen. Die sowieso ständig damit zu kämpfen haben, sichtbar trans wahrgenommen zu werden. Und ich verstehe es, weil es die internalisierte Transmisogynie befeuert, mit der wir ja auch selbst groß geworden sind. Aber: Drag is not the enemy. Drag is not a crime. Und Drag ist nicht trans.

Wir stehen trotzdem hier, Seite an Seite, weil nicht Drag unser Feind ist, sondern die rechts-nationalen, rechts-konservativen und rechts-extremen Kräfte, die unter verschiedenen Deckmänteln versuchen die LGBTQIA+ Community auseinander zu treiben. Die Hass und Hetze gegen Teile der Community betreiben, befeuern, gezielt instrumentieren wo sie können, um uns auseinander zu treiben. Denn sie wissen eins: Gemeinsam sind wir stark und können dagegen aufbegehren. Wir brauchen die gegenseitige Solidarität, um auch weiterhin gemeinsam stark dagegen aufstehen zu können.

„Be careful with each other so we can be dangerous together.“

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