Aufruf an Unternehmen: Offener Brief an den Bundeskanzler

Collage aus Fotos von Unternehmen die mit Fußgruppen und Trucks auf der Pride Teilenehmen, darüber der Text "Allies, wir brauchen eure Hilfe!"

Liebe Allies,

wie jedes Jahr begehen wir den Pride-Month Juni mit zahlreichen Aktionen, Plakaten und versuchen Awareness für die immer noch vorhanden und wieder zunehmenden Probleme der LGBTIAQ+ Community zu schaffen. Ihr setzt euch aktiv für Diversity und Inklusion ein und wir schreiben euch, weil wir eure Hilfe brauchen! Genderqueere Menschen in Österreich sehen sich mit einem Backlash bisher ungesehenen Ausmaßes konfrontiert und brauchen eure Solidarität mehr denn je. Als Minderheit sind wir darauf angewiesen, dass andere mit und für uns ‘laut’ sind.

Bundeskanzler Karl Nehammer hat sich kürzlich in Interviews und seinem „Österreichplan“ zum Thema Gender(n) geäußert. Nehammer behauptet in einem Interview „Es gibt biologisch gesehen nur zwei Geschlechter – nämlich Mann und Frau“. In seinem Plan fordert er eine „klare rechtliche Konkretisierung der Geschlechter“, darüber hinaus ein „Bekenntnis zu zwei Geschlechtern in der Sprache“ und ein „Verbot von Hormonbehandlungen unter 18 Jahren“. Diese Aussagen sind nicht nur biologisch, wissenschaftlich und rechtlich falsch, sondern auch gefährlich für trans, inter* und nicht-binäre Menschen, die in diesem Land leben. Insbesondere auch für trans Kinder, denen Zugang zu medizinischer Hilfe verwehrt werden soll. Ausführlich gehen wir dazu in unserem „Brief an Österreich“ ein: <https://qck.tirol/brief>

Wir haben in anderen Ländern gesehen, wie schnell hart erkämpfte Rechte verloren gehen können und welche Konsequenzen das für Betroffene hat. So ist es beispielsweise seit 2021 in Ungarn verboten, mit Minderjährigen über Homosexualität oder Geschlechtsangleichungen zu sprechen. Seit März 2024 verschreibt die britische Sozialversicherung NHS keine Pubertätsblocker mehr. Im Mai hat die peruanische Regierung trans, inter* und nicht-binäre Menschen per Dekret als „psychisch krank“ eingestuft.

Wir wollen eure Stimmen nutzen, um einen Dialog zu ermöglichen. Wir wollen erreichen, dass Bundeskanzler Nehammer mit uns, statt über uns spricht. Arbeit ist ein zentraler Lebensbereich und als Unternehmen und Arbeitgeber*innen hat eure Stimme gerade in Richtung ÖVP besondere Bedeutung. Auf euren Webseiten schreibt ihr darüber, dass Diversity und inclusivity nicht einfach nur Schlagworte sind. Wir teilen diese Ansicht und nehmen eueren Standpunkt ernst. Es ist jetzt wichtig, sich für Diversity und inclusivity auszusprechen und einzusetzen. 

In diesem Sinne hoffen wir auf breite Unterstützung in Form der Unterzeichnung eines offenen Briefs der Unternehmen in Österreich an den Bundeskanzler. Wir haben einen Textvorschlag ausgearbeitet, den ihr unten findet. Er kann natürlich geändert werden kann, denn es sollen eure Stimmen sein. Über Feedback, Änderungsvorschläge und eure Rückmeldung, ob ihr dabei seid freuen wir uns!

Bitte schreibt uns dazu an venib@riseup.net

Wir wollen den Brief mit einer Liste aller Unterstützer*innen als gemeinsame Pressemitteilung veröffentlichen. Ihr könnt ihn dann auch gerne bei euch an geeigneter Stelle teilen.

Kommt bei Fragen und Ideen auch gerne auf uns zu. Wir sind auch mit weiteren Selbstvertretungsorganisationen vernetzt und helfen euch gerne weiter.

Venib – Verein Nicht Binär
VIMÖ – Verein Intergeschlechtlicher Menschen Österreich
TransX – Verein für Transgender Personen
RosaLila PantherInnen
Trans Femme Fatale – Verein für Trans-Rechte, Vielfalt und Gleichberechtigung
QCK – Queeres Chaos Kollektiv
Cha(i)nge – Trans Peer Group Vienna


Offener Brief an Bundeskanzler Karl Nehammer

Sehr geehrter Bundeskanzler Karl Nehammer,

wir, die Unterzeichner*innen, vertreten eine Vielzahl von Unternehmen und Organisationen in Österreich und darüber hinaus. In unseren Betrieben streben wir nach einem Arbeitsumfeld, das von Respekt, Toleranz und Vielfalt geprägt ist. Diese Werte sind nicht nur Grundpfeiler unserer Unternehmenskultur, sondern auch ein wesentlicher Bestandteil einer offenen und inklusiven Gesellschaft.

Mit großer Besorgnis haben wir Ihre Ansichten und Absichten bezüglich der (gender-)queeren Community, insbesondere zu inter*, trans und nicht-binären Menschen, sowie zu geschlechtlicher Selbstbestimmung und inklusiver Sprache zur Kenntnis genommen. Wir glauben fest daran, dass jede Person das Recht hat, in Würde und ohne Diskriminierung zu leben und zu arbeiten, unabhängig von ihrer Geschlechtsidentität. 

Die Selbstvertretungsorganisationen haben ihre Anliegen und Bedenken in einem „Brief an Österreich“ zusammengetragen. Diesem wollen wir mit unseren Stimmen Raum geben und einen Dialog ermöglichen: <https://qck.tirol/brief>

Unsere Unternehmen setzen sich aktiv für Diversität und Inklusion ein. Wir erkennen an, dass Vielfalt eine Stärke ist und dass ein inklusives Arbeitsumfeld Innovation, Kreativität und letztendlich den Erfolg fördert. Durch unsere Programme und Initiativen fördern wir aktiv die Gleichberechtigung und den Respekt gegenüber allen Mitarbeiter*innen, unabhängig von Geschlecht, Geschlechtsmerkmalen, Geschlechtsausdruck, sexueller Orientierung, Herkunft oder anderen Merkmalen.

Es ist von entscheidender Bedeutung, dass Führungspersönlichkeiten auf allen Ebenen der Gesellschaft ein klares Signal der Unterstützung und des Engagements für die Rechte und die Würde aller aussenden. Wir sind überzeugt, dass ein respektvolles Miteinander nicht nur für unsere Unternehmen, sondern für die gesamte Gesellschaft von Vorteil ist. Statt Ausgrenzung und Spaltung zu fördern, bitten wir Sie, sich für ein Zusammenkommen einzusetzen, um gemeinsam an einer Gesellschaft zu arbeiten, die Vielfalt schätzt und fördert.

Lassen Sie uns gemeinsam daran arbeiten, diese Zukunft zu gestalten!

Mit freundlichen Grüßen

Unternehmen / Vertreter*in (Liste wird laufend erweitert, Stand 6.6)

Dragartist Candy Licious & Sexualpädagog*in Berni Ledinski
Praxisbüro Mag.* Mi(riam) Trilety / Psychotherapeut*in

1 thought on “Aufruf an Unternehmen: Offener Brief an den Bundeskanzler

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