„Aber nichts fühlt sich besser an als die Freiheit, die ich durch die Erkenntnis gewonnen habe, dass ich nicht-binär bin.“ – Nemo
Der Eurovision Song Contest (ESC) wird als vermeintlich unpolitisches Event vermarktet, war aber dieses Jahr besonders politisch, was einer der vielen Streitpunkte um ihn dieses Jahr war. Er hat Gemüter gespalten, wir wollen aber an dieser Stelle positiv herausgreifen, dass nicht binäre Personen dieses Jahr stark vertreten waren. Drei der Acts identifizieren sich öffentlich als nicht binär:
- Nemo, they/them (en), keine Pronomen (de) (Schweiz)
- Bambie Thug, they/them (Irland)
- Olly Alexander, he/him (Vereinigtes Königreich)
Diese drei haben nicht nur teilgenommen, Nemo hat den ESC dieses Jahr gewonnen! Ein starkes Zeichen, von dem wir hoffen, dass es nicht nur mehr Sichtbarkeit bringt, sondern auch Akzeptanz und Respekt.
Ein Vorzeigebeispiel, warum mehr Akzeptanz und Respekt notwendig sind, ist die Berichterstattung von Medien und Kommentator*innen über Nemos Sieg. Einige von diesen haben es gekonnt geschafft, respektvoll über einige oder alle drei der nicht binären Musikschaffenden zu schreiben, während andere durch ihr wiederholtes Misgendern aufgefallen sind. Hiermit möchten wir Berichterstattende und Journalist*innen aller Art daran erinnern, dass es für jede nicht binäre Person individuell ist, welche Pronomen diese verwendet, und dass es manche als dysphorisch1 empfinden, wenn für sie bestimmte Pronomen verwendet werden.
Falls über eine Person gesprochen/geschrieben wird, deren Pronomen einem nicht bekannt sind, ist es am besten, keine Pronomen und stattdessen den Namen zu verwenden. Es zahlt sich aber aus, nachzufragen, welche Pronomen eine Person verwendet.
Manchen gefällt die Lösung, nur den Namen zu verwenden, nicht und beschweren sich dann über simple Satzstrukturen; wir sehen kein Problem damit, denn Sprache ist immer im Wandel.
Manche Personen bevorzugen es, wenn für sie sogenannte Neopronomen verwendet werden. Dass es in der nicht binären Community keinen Konsens auf eines gibt, nutzen manche Journalist*innen aus, um sich über Neopronomen lustig zu machen und diesen die Existenzberechtigung abzusprechen.
Leider haben viele Medien geschlechtsbezeichnende Pronomen für Nemo verwendet, obwohl sie auch darüber berichtet haben, dass Nemo nicht-binär ist. Die Ironie dabei ist diesen Journalist*innen scheinbar nicht klar geworden.
Misgendern in deutschen Medien
Nemo mit er/ihm Pronomen, Bambie Thug mit sie/ihr Pronomen auf orf.at
- dysphorisch bedeutet das körperliche oder soziale Unwohlsein das trans & nicht binäre Personen empfinden, wenn die äußeren Faktoren (Körper oder auch wie die Person sozial wahrgenommen wird etc.) nicht mit der inneren Identität „übereinstimmen“ ↩︎